Werkeinführung
The Young Person's Guide to New Music (2010)
Entstehung:
März - Juni 2010 im Auftrag von Hans Rotman für das Eröffnungskonzert des Festivals impuls mit dem Orchester des MDR.
Benjamin Britten (1913-1976) komponierte 1946 als Opus 34 „The Young Person‘s Guide to the Orchestra“. Dem recht bekannten Werk liegt ein Thema Henry Purcells (1659-1695)
zugrunde, welches Britten in verschiedenen Variationen und einer Fuge ausführt. Ein Sprecher erklärt zu den einzelnen Variationen das Funktionieren eines klassischen Orchesters und
demonstriert die Instrumentenfamilien. Das vorliegende Stück greift die Idee Brittens auf, um speziell für die zeitgenössische Musik ein in ähnlicher Funktion stehendes Werk zu haben,
das junge Menschen für das Musikdenken der Gegenwart aufschließen soll.
Wie Britten hat Buchholz auch in gewisser Weise einen Variationszyklus geschaffen, jedoch mit einer umgedrehten Form. Das originale Thema entstammt dem Anfang der
Choralmelodie IN EINEM GLAUBEN ALLE UNS VERBINDE von Thomaskantor Georg Christoph Biller (*1955). Aber hingegen üblicher Praxis der Variationsform
werden die einzelnen Abschnitte nicht aus dem Thema heraus entwickelt, sondern das Thema entwickelt sich allmählich aus den einzelnen Abschnitten, die aus diesem
Grunde selbstverständlich nicht als Variationen bezeichnet werden können. Eine formale Entwicklung wird hierbei bewusst vermieden zugunsten einer Reihungsform,
bei der die unterschiedlichsten Aspekte deutlich hervortreten.
Die literarische Anlage ist als Dialog eng mit dem musikalischen Geschehen verwoben. Beide Ebenen des Werkes (Musik und Text) wurden vom Komponisten geschaffen,
so dass das Verhältnis von Aktion und Reaktion besonders dicht erscheint. Dabei ist der Text der Musik in gewisser Weise angeglichen, so dass die Priorität der Musik erhalten bleibt.
Der dynamische Prozess der Melodiewerdung wird durch junge Akteure in verteilten Rollen auf der Bühne dem Publikum verständlich dargestellt. Vom Urzustand geräuschhafter
„Klangstaubteilchen“ entwickelt sich ein lebendiges und abwechslungsreiches Musikwerk, das in seiner musikantischen Diktion insbesondere junge Menschen ansprechen soll.
Dabei stellt der Komponist einige ausgewählte Methoden vor, wie Musik heutzutage komponiert werden kann. Es ist selbstredend, dass es sich nur um eine Auswahl kompositorischer
Verfahren handelt, die zum einen subjektiv geprägt ist und andererseits auch keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt oder gar als lexikalische Darstellung aller zeitgenössischer
kompositorischer Verfahren gelten kann.
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